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Solostücke

Du bist meine Mutter II

„DU BIST MEINE MUTTER“
von Joop Admiraal
Abendfüllendes bewegendes Solostück über die Alzheimer-Problematik, das in dieser Inszenierung bundesweit große Beachtung findet.Spieldauer: 75 Minuten, keine PauseAnmerkungen: Der Veranstalter sollte eine Licht- und Tonanlage (CD-Spieler!), Krankenhausbett und einen Kleiderständer bereitstellen.
„Joop Admiraal hat (…) Wirklichkeit zu Kunst gemacht“, hieß es im Bericht der Preis-Jury, als er für „Du bist meine Mutter“ die höchste niederländische Auszeichnung für Schauspieler, den „Louis d’Or“, erhielt. In Deutschland wurde er u.a. mit dem begehrten Adolf-Grimme-Preis für die Filmfassung des Stücks ausgezeichnet. Nach dem überwältigenden Erfolg, den Joop Admiraal als Autor und Darsteller im November 1981 am Amsterdamer „Het Werkteater“ mit seinem Stück erzielt hatte, wurde es auch an zahlreichen deutschsprachigen Bühnen sehr erfolgreich in Szene gesetzt.Andreas Klaue spielte „Du bist meine Mutter“ erstmals in der Spielzeit 1995/96 am Pfalztheater Kaiserslautern (Inszenierung: Hans-Peter Schenck), hat das Stück anschließend mit ebenso großem Erfolg aber auch bereits an einigen anderen Orten als Gastspiel präsentiert.Wie jeden Sonntag macht sich ein schon leicht angegrauter Sohn auf, seine an Alzheimer erkrankte Mutter im Pflegeheim zu besuchen. Unterwegs berichtet er von seinen Problemen und seiner Kindheit. Dort angekommen, beugt er sich über ein leeres Bett und spricht mit seiner imaginären Mutter, die, von ihm selbst gesprochen, mit zittriger Stimme antwortet. Seine Mutter bittet ihn, sie für den Sonntagsspaziergang anzukleiden. Vor den Augen des Publikums zieht Joop seine Kleidung aus und die seiner Mutter an. Er verwandelt sich in eine gebrechliche alte Frau, die ohne Hilfe ihres Sohnes nicht einmal mehr in der Lage ist, ihre Schuhe anzuziehen.
Diese schon zur Routine gewordenen Besuche sind für beide Seiten zwar schmerzlich, aber in gewisser Weise auch tröstlich. So wird in fast automatisierten Floskeln die eigene Vergangenheit immer wieder aufs Neue hervor gekramt und ein Stück weit verarbeitet. Die zahlreichen Stereotypen scheinen nicht nur der Mutter Kraft und Orientierung zu geben, auch Joop, der Sohn, erkennt in solchen einstudiert klingenden Dialogen gewohnte und geliebte Züge der Mutter wieder. Das gibt Hoffnung, macht Mut und beruhigt. Der beider-seitige Entfremdungsprozeß und das stetige Abschiednehmen von Vertrautem scheinen in solchen lichten und klaren Momenten der Mutter, zumindest für kurze Zeit, aufgehoben zu sein.
Doch die unheilbare Krankheit bringt auch jene weniger befruchtenden, deprimierenden und manchmal kaum mehr auszuhaltenden Rückschritte mit sich, die es so schwer machen, mit Demenzkranken umzugehen: Da muß man es aushalten können, daß sich die Mutter, die man seit jeher als starke Frau kennt, von Mal zu Mal mehr wie ein Kleinkind verhält. So wird sie ganz unvermittelt von Weinkrämpfen geschüttelt, um sich einen Augenblick später unbändig über den mitgebrachten Schokoladenpudding zu freuen. Mancher Zuschauer wird da die Gefühle des Sohnes nachvollziehen können, wenn er, nachdem die Mutter aus dem Bett gestürzt ist und sich dabei „nur“ das Hüftbein gebrochen hat, in seinen Gedanken einen Anflug von Enttäuschung bemerkt.
Ganz behutsam und zart werden solche und ähnliche Tabus in dem Stück des Niederländers Joop Admiraal verarbeitet. Er beschreibt die eigenen Erlebnisse mit der kranken Mutter.Andreas Klaue, der in einem steten Wechsel die Rolle der Mutter ebenso auskleidet, wie jene des Sohnes, lässt durch sein authentisches und dennoch verzerrtes, ansatzweise sogar groteskes Spiel eine Spannung entstehen, die noch bis in den Zuschauerraum zu spüren ist. Er kostet die langen Aktionspausen oft bis zur Schmerzgrenze hin aus: Wenn er zum Beispiel in der Rolle der Mutter mit zitternden Händen in Zeitlupentempo versucht, die Bluse zu öffnen.Pflegende Angehörige werden täglich mit unzähligen solcher Situationen konfrontiert. Jene schwierige Beziehung zu kranken Menschen, welche charakterisiert ist durch eine eigentümliche Mischung aus Mitleid und Ungeduld, aus Liebe und unbändiger Wut, wird auf der Bühne präsent. Auszuhalten, dass einen die eigene Mutter nicht mehr erkennt, ist dann nur mehr ein Punkt von vielen- auf dem Weg des langen Abschiednehmens.“Du bist meine Mutter“ ist eines der wenigen modernen Ein-Personen-Stücke, die mehr bieten als nur die Gelegenheit zur Selbstdarstellung eines virtuosen Schauspielers. Ober das Spiel von Andreas Klaue schrieb die Fachzeitschrift „Theater heute“:
Wenn in diesem Ein-Personen-Stück der Sohn durch die Mutter spricht, wirkt er bei Andreas Klaue nie lächerlich. Kein Hauch von Travestie, wenn er sich Frauenkleider anzieht. Die zittrige Stimme der Alten, das aufmüpfige Bestehen auf der richtigen Erinnerung, das hastige, fast gierige Verschlingen des Schokoladenpuddings oder das Weinen über manch bittere Ehestunde – Klaue skizziert behutsam die Konturen einer alternden Frau. Sein Spiel treibt nicht auf Pointen zu. Die Komik mancher Situation erwächst aus den Wahrnehmungsfragmenten der Mutter, die wie Treibschollen aufeinanderstossen.
Als Sohn verfügt er über Routine bei den Besuchen, behält wachsames Interesse und kritische Distanz. Als die Mutter aus dem Bett stürzt und sich die Hüfte bricht, packt ihn kein Schrecken. Das passiere bei Alten, Anschnallen sei schlimmer. Joop, der Schauspieler, wird noch oft zu seiner Mutter fahren, der unverhofften Stückeschreiber in. „Mutter, ich habe ein Stück über Dich und mich gemacht. Es heißt „Du bist meine Mutter“. Und alles, was ich darin sage – denn ich spiele Dich – hast Du in Wirklichkeit gesagt. Also hast eigentlich Du das Stück für mich geschrieben. Ich bin sehr glücklich. Und das verdanke ich Dir. “
Klaue zeigt Abschiednehmen als einen Weg der Selbsterfahrung, heiter und schmerzvoll, besorgt und besonnen. “

 

 


 

 

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Bühnenanweisungen:
Bühnenmaße:
mindestens 4m x 6m
Bühne links (vom Zuschauer gesehen) eine Tür, Vorhang oder Stellwand, um kurz abzugehen
Saalverdunklung (eventuell)
Lichtanlage (mindestens 2 Scheinwerfer) und Tonanlage (CD –Spieler)
Veranstalter stellt:
Krankenhausbett (Kopfteil verstellbar, Räder zum Arretieren, ohne Galgen und seitliche Gitter) mit einfarbiger Bettwäsche
Kleiderständer
2 Stunden vor Vorstellungsbeginn Aufbau, es sollte jemand anwesend sein, der sich mit der Saaltechnik auskennt
Andreas Klaue bot ganz großes Theater….
Innerhalb von Sekunden wechselt Klaue die Sichtweise. Er wird zur altersschwachen Mutter…
Es ist eine liebevolle Darstellung einer hilfsbedürftigen Frau, die starken Stimmungsschwankungen unterliegt.
Meisterlich charakterisiert Klaue den eingeschränkten, manchmal einstudierten Wortschatz der Mutter.
(Mayener Zeitung)
Einfach sterben – wenn das so einfach wäre…..
Eine schauspielerische Meisterleistung
(Waiblinger Kreiszeitung)
Abschied vom Abschied des Abschieds
Mit traumwandlerischer Sicherheit wechselt Klaue die Rollen, Gestik, Mimik, Sprache.
(Die Rheinpfalz)
Gefangen in der Welt der Orientierungslosigkeit
(Nordbayerischer Kurier)
Mehr als nur ein Routinebesuch im Heim
(Esslinger